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Wir, die Zukunft!

Handlungsmacht in einer globalisierten Welt

Was bedeutet es, wenn wir in der heutigen globalisierten Welt unsere Entscheidungen zum Vorteil von ausschließlich uns selbst treffen? Welche Auswirkungen hat es für die Gesellschaft und ihre Zukunft? Und können wir unsere Handlungsmacht auch „global“ denken? Die Ausstellung widmet sich den weltweiten Zusammenhängen und Konsequenzen individuellen und gesellschaftlichen Tuns. Gleichzeitig zeigt sie Möglichkeiten auf eine Zukunft gemeinsam und nachhaltig für alle zu gestalten.

05.03.23
11.06.23

(c) don't run - beta // Sophia Guggenberger

„Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt“ trällert Astrid Lindgrens Kinderbuch-Heldin Pippi Langstrumpf voller Inbrunst und singt sich mit ihrer kecken Art in Kinder- und Erwachsenenherzen. Was aber bedeutet es, wenn wir nur so handeln, wie wir es als Einzelperson wollen? Welche Auswirkungen hat es für einen selbst, aber auch für die Gesellschaft und deren Zukunft? Und können wir unsere Handlungsmacht anders gestalten – und somit auch die Welt?

Die Ausstellung „Wir, die Zukunft! Handlungsmacht in einer globalisierten Welt“ widmet sich den weltweiten Konsequenzen unseres individuellen und gesellschaftlichen Handelns. Anhand verschiedener thematischer Schwerpunkte wie Tourismus, Klimawandel, Migration und Wissensproduktion gibt die Ausstellung Einblicke in die Folgen eines Lebensstils, der durch uneingeschränktes Wachstum bestimmt ist.

Diese Idee von Wachstum bezieht sich auf den Ausbau von menschlicher Leistungsfähigkeit, von geographischen Territorien, natürlichen und synthetischen Ressourcen, Wissen und Geld. Diktiert wird sie durch den anhaltenden Spätkapitalismus unserer Zeit – eine Wirtschaftstheorie, die sich durch die Zentralisation des Kapitals und Monopolisierung definiert, ohne die sozialen Konflikte und Ungleichheiten, die hieraus entstehen, im Blick zu haben.

Ähnlich der 1952 von Ray Bradbury veröffentlichten Kurzgeschichte „Ferner Donner“, die zum ersten Mal den „Butterfly Effect“ beschreibt und aufzeigt, wie eine kleine individuelle Handlung große gesellschaftliche Folgen für die Welt von morgen hat, schärft die Ausstellung „Wir, die Zukunft!“ den Blick für das Ausmaß unseres Handelns in einer globalisierten Welt. Gleichzeitig zeigt sie Möglichkeiten auf eine Zukunft gemeinsam und nachhaltig für alle zu gestalten.

Robin Hinsch

Robin Hinsch ist Künstler und Fotograf und lebt in Berlin. In seiner künstlerischen und fotografischen Praxis konzentriert er sich hauptsächlich auf sozial-ökonomische und politische Themen. Seine Arbeit hat ihn in verschiedene Länder wie die Ukraine, Syrien, Nigeria, China, Russland und Indien geführt. Er studierte Fotografie in Karlsruhe und Hamburg und hat einen Master-Abschluss in Fotografie. Seine Arbeiten wurden mit dem World and International Photography Award, dem European Photo Exhibition Award, dem Georg-Koppmann-Preis und dem Willie-Münzenich-Preis ausgezeichnet, standen auf der Shortlist für den Leica Oskar Barnack Preis und wurden für den Prix Pictet und den Henri-Nannen-Preis nominiert. Seine Arbeiten werden national und international vielfach veröffentlicht. Seit 2016 ist er gewähltes Mitglied der Deutschen Fotografischen Akademie.

Photo: (c)

Lewis Bush

Lewis Bush ist ein Wissenschaftler, der AkteurInnen, Praktiken und Technologien der Macht sowie die Verbindungen zwischen ihnen sichtbar macht. Dazu setzt er eine Reihe von Forschungsstrategien ein und arbeitet medien- und diskursübergreifend mit Fotografie, Text, Video, Datenvisualisierung, Ausstellungen, Büchern, Filmen und Apps. In früheren Projekten hat er ein breites Spektrum an Themen untersucht, die von multinationaler Immobilienentwicklung bis zu internationaler Spionage und von Offshore-Finanzpraktiken bis zur Politik von Computer-Vision-Technologien reichen.

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Anna Ehrenstein

Anna Ehrenstein lebt zwischen Berlin, Tirana und der Cloud. Sie arbeitet in verschiedenen Medien in der künstlerisch – kuratorischen Produktion und untersucht, wie Technologie und digital-materielle Kultur Machtverhältnisse umgestalten. Sie erforscht unterschiedliche Wissensformen und ihre Konstruktionen durch Süd-Süd-Kooperationen und die Umverteilung globaler Nordressourcen. Fotografie, Text, Video, Installation, Performance und Skulptur entstehen durch gemeinschaftliches Arbeiten und durch prozessbasierte künstlerische Forschung und Vermittlung. Anna Ehrenstein studierte Fotografie und Medienkunst in Deutschland und besuchte kuratorische Kurse in Valetta, ML und Lagos, NG. 2022 erhielt sie mit ihrer Arbeit Tools for Conviviality das INITIAL Stipendium für künstlerische Vermittlung, 2021 das Forschungsstipendium der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Berlin und 2020 den C/O Berlin Talent Award 2020 für „New Documentary Strategies“.

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Lois Hechenblaikner

Lois Hechenblaikner, geboren 1958, ist im Tiroler Alpbachtal aufgewachsen, wo er auch lebt. Seit den 1990er Jahren setzt er sich in seinem fotografischen, filmischen und skulpturalen Werk mit den Vorder- und Hinterbühnen des alpinen Massentourismus auseinander, welche er in dokumentarische und künstlerische Positionen umsetzt. Dr. Tobia Bezzola, Direktor vom Museo d´arte della Svizzera italiana in Lugano schrieb über Lois Hechenblaikner: „Die intime Kenntnis seines Gegenstandes, die große Ausdauer und Geduld, mit der er verfolgt, wie Eventkultur und Massentourismus das ehemalige Bergbauernland verschandelt haben, machen ihn zum ausdrucksstärksten Dokumentaristen heutiger alpiner Realität. Sarkasmus, Melancholie, Resignation, Protest und Polemik vermengen sich in seinem Werk zu einem frappierenden Panorama der Tiroler Wirklichkeit“. 2013 wurde Lois Hechenblaikner von der fotografischen Gesellschaft Positive View Foundation in London zu den bedeutendsten Fotografen des 21. Jahrhunderts gereiht.

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Sophia Guggenberger

Sophia Guggenberger studierte Mode-, Schuh- und Produktdesign in Wien, London und Berlin. Sie arbeitete als Designerin für die Schuhfirma Camper in Spanien. Seit 2015 ist sie als selbstständige Designerin tätig und erhielt mehrere Stipendien, unter anderem von der Akademie Schloss Solitude und dem österreichischen Kulturministerium. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Nachhaltigkeit und der Entwicklung von multiperspektivischen Lösungen für die Konzeption und Herstellung von Produkten mit einem ganzheitlichen Ansatz für soziale, technische und materielle Aspekte. Ziel ist es, ökologische und ökonomische Modelle zu entwickeln, die nachhaltige Perspektiven für eine schnelllebige Welt schaffen. Von 2015 bis 2018 arbeiteten Eugenia und Sophia an dem Forschungsprojekt AnOtherShoe und 2021 an dem Projekt Syntropia im Rahmen von Refream, einem von Horizon 2020/Europäische Kommission geförderten W+T+Kunst-Programm.

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Clara Kulemeyer

Clara Kulemeyer ist eine argentinische Designerin und Künstlerin. Sie studierte Modedesign an der Universität von Buenos Aires, Argentinien, und absolviert derzeit ein Aufbaustudium an der Kunsthochschule für Medien Köln. Der Fokus ihres künstlerischen Schaffens liegt auf audiovisuell-installativen Arbeiten, die stets Fotografie als Ausgangspunkt nutzen. Sie kreiert hybride Szenen, indem sie verschiedene Medien kombiniert und nach neuen Formen der Erzählung sucht, um aktuell erlebte, alltägliche Dissonanzen zu reflektieren. Der Prozess der digitalen Entfremdung und Zersetzung ihrer Fotografien ist dabei ein inhärenter Bestandteil dieser Erzählungen. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im KunstWerk in Köln, im Aurora Kulturzentrum in Mendoza, Argentinien, in Cluj, Rumänien und im Goethe-Institut in Paris ausgestellt. Sie lebt und arbeitet in Köln.

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Gideon Mendel

Gideon Mendel, 1959 in Johannesburg geboren, begann seine Karriere als Fotojournalist und „Struggle“ -Fotograf, der die letzten Jahre der Apartheid in Südafrika dokumentierte. 1991 zog er nach London und beschäftigte sich weiterhin mit globalen Themen, insbesondere mit HIV/AIDS. Seit 2007 entwickelt Mendel mit Hilfe von Standbildern und Videos eine Vielzahl von Erzählsträngen als Reaktion auf die globale Klimakrise. Viele Jahre lang lag sein Hauptaugenmerk auf „Drowning World“, einem aktivistischen Kunstprojekt über Überschwemmungen, das u.a. im National Geographic, Geo und dem Guardian Magazine veröffentlicht worden ist. Darüber hinaus wurden seine Bilder bei vielen Klimaprotesten verwendet und finden Einzug in Galerien und Museen. In jüngster Zeit hat Mendel seine Arbeit über den Klimawandel erweitert und mit dem Projekt „Burning World“ auch das Element Feuer einbezogen. 2015 und 2019 stand Mendel auf der Shortlist für den Prix Pictet und wurde außerdem mit dem Eugene Smith Award for Humanistic Photography, dem Amnesty International Media Award und sechs World Press Awards ausgezeichnet.

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Now You See Me Moria

Now You See Me Moria besteht aus Noemí, einer in den Niederlanden lebenden spanischen Fotoredakteurin, den Fotografen Amir, Ali und Mostafa aus Afghanistan, Qutaeba aus Syrien, Grafikdesigner*innen wie Raoul Gottschling, Straßenkünstler*innen, Student*innen der Politikwissenschaften und einer wachsenden Zahl anderer Teilnehmer*innen. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, werden die Nachnamen der Fotograf*innen und der eng Beteiligten nicht genannt. Alle an diesem Projekt Beteiligten arbeiten ehrenamtlich mit. Es handelt sich um eine international wachsende (Bürger*innen-)Bewegung, der sich immer mehr zivilgesellschaftliche Organisationen anschließen, um die unmenschlichen Zustände im Flüchtlingslager Moria ans Licht zu bringen und auf die politische Agenda zu setzen. Das Ziel ist eine sofortige Räumung der Lager und eine Änderung der europäischen Migrationspolitik.

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Lyoudmila Milanova

Lyoudmila Milanova wurde 1979 in Varna, Bulgarien geboren. Sie studierte zunächst Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Universität zu Köln und anschließend Kunst an der Kunsthochschule für Medien Köln. Lyoudmila Milanova befasst sich mit Naturphänomenen und deren Manipulation durch Technologie. Sie arbeitet oft mit ephemeren Materialien wie Nebel, Wolken, Licht oder den physikalischen Gesetzen der Dinge und stellt diese den von Menschenhand geschaffenen Konstruktionen gegenüber. Ihr Werk umfasst Videoinstallationen, kinetische Objekte und Fotografie. Einige ihrer letzten Ausstellungen sind: “Wolken. Von Gerhard Richter bis zur Cloud”, Museum Sinclair-House, Bad Hornburg, 2023, “Welt in der Schwebe”, Kunstmuseum Bonn, 2022; “How To Disappear”, Goethe Institut Sofia, “Inszenierung des Zeigens”, Kunsthaus NRW, Kornelimünster, 2021. Sie lebt und arbeitet in Köln.

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Eugenia Morpurgo

Eugenia Morpurgo ist eine italienische Designerin, die zu den Auswirkungen von Produktionsprozessen auf die Gesellschaft forscht und alternative Szenarien und Produkte untersucht und prototypisch entwickelt. Sie war Dozentin an der Freien Universität Bozen, der École nationale supérieure des Arts Décoratifs in Paris – und der Nuova Accademia delle Belle Arti in Mailand. Ihre Arbeiten wurden u. a. im MAXXI National Museum of the 21st Century Arts in Rom, im Triennale Museum in Mailand und im Total Museum of Contemporary Art in Seoul ausgestellt. Sie hat Fellowships an der American Academy in Rom und der Akademie Schloss Solitude erhalten und war Head Mentor an der dieDAS Design Akademie Saaleck. Von 2015 bis 2018 arbeiteten Eugenia und Sophia an dem Forschungsprojekt AnOtherShoe und 2021 an dem Projekt Syntropia im Rahmen von Refream, einem von Horizon 2020/Europäische Kommission geförderten W+T+Kunst-Programm.

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Nonfood

Nonfood ist ein Unternehmen, das Nahrungsmittel auf Algenbasis herstellt und sich mit der Nachhaltigkeit in der menschlichen Nahrungskette befasst. Sein erstes Produkt, der Nonbar, ist der erste Proteinriegel auf Algenbasis. Das neueste Produkt, Nongredient, ist ein gelbes Chlorella-Pulver, das für die Verwendung in der heimischen Küche gedacht ist. Nonfood hat an Ausstellungen im Sculpture Center, New York, der Current LA Public Art Triennial, Los Angeles, dem Okayama Art Summit, Okayama und anderen teilgenommen. Nonfood wurde von Lucy Chinen, Sean Raspet und Dennis Oliver Schroer gegründet.

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Max Ernst Stockburger

Max Ernst Stockburger (*1988) ist ein deutscher Dokumentarfotograf, der an der Schnittstelle zwischen traditioneller und post-dokumentarischer Fotografie arbeitet. Durch den Einsatz von Computersystemen zum Sammeln, Klassifizieren und Generieren von Bildern stellt er gängige Erzählungen in Frage und erforscht die in Bildern und durch Bilder dargestellten Machtstrukturen. Das Aufwachsen in der Nähe einer Garnison der US-Armee nach dem 11. September 2001 und die Kriege in Afghanistan und im Irak haben seine Arbeit stark geprägt. Unter Bezugnahme auf Baudrillards Verständnis von „Amerika als Urversion der Moderne“ nutzt Stockburger die USA als Stellvertreter, um die zugrunde liegende Struktur unserer heutigen Welt zu visualisieren. Stockburger hat einen B.A. in Dokumentarfotografie von der Fachhochschule Hannover und studierte Bildende Kunst an der Hiroshima City University. Nach seinem Master (M.A.) in Visuellen Medien und Fotografie an der Fachhochschule Bielefeld wurde er mit dem MEXT-Stipendium 2020 ausgezeichnet, um seinen Predoc an der Tokyo University of the Arts fortzusetzen.

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